ChatGPT wird zum echten Personal Assistant – Das neue Memory-Update

Am 10. April 2025 hat OpenAI ein zentrales Feature in ChatGPT grundlegend erweitert: die Memory Funktion. Mit dem jüngsten Update nutzt ChatGPT nicht nur explizit gespeicherte Informationen sondern greift nun auch auf die gesamte Chat-Historie zu, um künftige Konversationen kontextueller, relevanter und persönlicher zu gestalten. Damit wird ChatGPT zunehmend zu einem persönlicher digitalen Assistenten mit „echter“ Erinnerung. Das revolutioniert den Umgang mit ChatGPT und macht es gleichzeitig zu Teilen auch unbrauchbar.

Zuerst die Facts, dann die Meinung und einige Tipps.

Die Memory Funktion – Zwei Arten von Erinnerung

Das neue Memory-System basiert auf zwei Mechanismen:

1. Saved Memories: Informationen, die Nutzerinnen und Nutzer bewusst speichern lassen oder von ChatGPT transparent selbst gespeichert wurde – etwa persönliche Ansprache, Tonalität, Namen, Orte, Projekte, Schreibstil oder Präferenzen im Sprachgebrauch.

2. Chat History Referencing: Automatisch generierte Einsichten aus sämtlichen bisherigen Konversationen. Diese werden ohne explizites Speichern herangezogen, um Antworten besser auf den individuellen Kontext abzustimmen.

Beide Systeme lassen sich in den Einstellungen gezielt deaktivieren. Wer auf das Feature verzichten will, kann entweder das gesamte Memory-Feature deaktivieren oder einzelne Konversationen als „Temporary Chat“ führen, welche keine Spuren im Gedächtnis hinterlassen.

ChatGPT Settings: Memory Funktionen verwalten

Viel Dafür und Vieles dagegen

Ich habe den Rollout gestern live miterlebt. In einem neuen Chat für die Erstellung eines Fachartikels habe ich bemerkt, dass plötzlich persönliche Aspekte und Informationen aus vergangenen Chats eingeflossen sind. Einerseits war ich positiv überrascht, wie persönlich sich Dialoge auf einmal anhören. Aber sie waren in diesem Moment und in diesem Kontext komplett deplaziert. Aber zuerst das grosse Potenzial.

Hot!

„Juniper“ – Meine Assistentin fragt aktiver nach, macht Vorschläge für nächste Schritte in der Konversation, das fühlt sich langsam nach einer echten persönlichen Assistenz an. Vor allem im Advanced Audio-Mode sind Dialoge flüssig und fühlen sich nach echter Konversation an. Meilen weg von Siri, Gemini Plus und Co.. Da werden die permanenten Erinnerungen helfen, schneller wieder in vergangene Konversationen einzusteigen und Dialoge zielgerichteter zu führen. Gerade in Kombination mit der Meta Ray-Ban wird Juniper zur Gesprächspartnerin während der Autofahrt oder auf der Wanderung.

Ich bin begeistert! Ein weiterer Schritt zum Personal Assistant, den ich mittels Custom Instructions schon sehr gut an meine Bedürfnisse bezüglich Sprache, Schweizer Rechtschreibung, Tonalität, aber auch mit Humor und Scheduled Tasks an mich „angewöhnt“ habe.

Gleichzeitig macht es ChatGPT für viele sachliche Anwendungen unbrauchbar.

Not so hot.

Bereits am ersten Tag zeigen sich aber auch die Limitationen der neuen Funktion. ChatGPT weiss wie mein Hund heisst, weiss detailliert an welchen Projekten ich gerade arbeite (darunter auch noch nicht öffentlich bekannte), welche Rezepte ich für das Foodblog noch im Entwurf habe – Sehr cool und spooky zugleich. Das Problem ist, das ChatGPT (noch) nicht versteht, in welcher Rolle und in welchem Kontext ich mich gerade befinde.

Ich nutze meinen privaten ChatGPT Account für eine Vielzahl von Themen und in unterschiedlichen Rollen. Hauptsächlich für Fachthemen als Studiengangsleiter, als Foodie für Rezepte, als „Writer Ralph“, der praktisch jeden Tag etwas schreibt, als kreativer Kopf mit vielen (nicht öffentlichen) Projekten, als Vater mit Vater-Sohn Projekten, als Fricktaler Outdoor Fan, als Hobby Programmierer mit grossem Unterstützungsbedarf und, und, und..  

Es wird verwirrend, wenn ChatGPt mir während sachlichen Recherchen immer wieder „Memories“ aus meinen unterschiedlichen Rollen einspielt. Abhilfe schafft, dass ich angefangen habe fachliche und sachliche Recherchen einfach in Claude.AI, Perplexity oder immer mehr auch wieder Gemini einzusetzen oder für bestimmte Zwecke gleich ein CustomGPT einzurichten, dass nur für eine bestimmte Rolle dient.

Das bewirkt eine klare Veränderung meines Medienverhaltens: EInfache, alltägliche „Suchanfragen“ gehen wieder zurück nach Google / Gemini, fachliche Recherchearbeit vermehrt in Perplexity, Claude.ai, Notbook LM oder auch weiteren Plattformen mit DeepSearch Funktionalität.

Was ich schon immer strikte praktiziere ist: Geschäftliche Daten oder vertrauliche Inhalte waren noch nie im privaten Account. Dafür gibt es einen Enterprise Account und Co-Pilot. Stell Dir vor, ChatGPT erinnert sich an klassifizierte Inhalte und streut diese in künftigen Dialogen ein.

Und dann sind wir gleich auch beim Thema Datenschutz. Wie wohl ist es Dir, mit all diesen Informationen auf den OpenAI Servern? Ich bin mir immer bewusst, welche Themen ich hier anspreche. Oder auch nicht.

Fazit für mich. ChatGPT is still one of a kind! Ich werde ChatGPT konsequent als meinen Personal Assistant trimmen und all diese Funktionen hyperpersönlich verwenden wollen. Ein Langzeitexperiment sozusagen. Gleichzeitig eigne ich mir ein erweitertes Toolset an, in welchem ich weiterhin neutral unterwegs oder ein spezifische CustomGPTs für spezifische Zwecke und Rollen erstelle.

Now the Fun Part

Wer die Memory Funktion eingeschaltet hat, kann (auch) auf spielerische Weise schauen, was ChatGPT aus den vergangenen Konversationen soll alles auf einen schliesst.

Beispiel Prompt:

Describe me based on all our chats — make it catchy!

Fazit der Konversation: ChatGPT will mir ein T-Shirt mit einem Prompt drucken lassen.

ChatGPT wird kreativ

PS:

Alle offiziellen Rollout Informationen gibt es hier bei OpenAI selbst.

PPS:

Offenbar ist der Rollout in der EU, Schweiz und Lichtenstein etc. offiziell noch nicht verfügbar.